„Wulf2Wulf“ – Das Interview zu einem ungelesenen Buch
Der Autor des kürzlich im Selbstverlag erschienenen Romans „Der Anfang vom Ende der Ewigkeit.“ hat sich konsequenterweise auch selbst ein Interview gegeben.
Redakteur Wulf: „Herr Wulf, dieser Titel, „Der Anfang vom Ende der Ewigkeit.“ … ging es nicht noch pathetischer?“
Autor Wulf: „Oh ja, vielen Dank für die Frage, natürlich ginge da noch mehr: „Der langsame Anfang vom schnellen Ende der trägen Ewigkeit.“ oder „Der schreckliche Anfang vom grausamen Ende der entsetzlichen Ewigkeit.“ oder „Der schöne Anfang vom erlösenden Ende der endlosen Ewigkeit.“ … aber im Ernst, der Titel bezieht sich auf die jedem Menschen irgendwann bewusst werdende Endlichkeit seines Lebens und im übertragenen Sinne auch auf die Endlichkeit der Existenz der gesamten Menschheit im Hinblick auf sich beschleunigende globale Entwicklungen.“
Redakteur Wulf: „Oha, übertreiben Sie da nicht etwas mit Ihrem Anspruch? Und dann das Ganze untertiteln mit „eine erotisch-kulinarische Heimatkrimisatire“, ja was ist der Roman denn nun? Porno? Kochbuch? Heimatkrimi? oder Satire? oder – wie der anglophile Schwabe sagen würde – von ellem, what sells, ebbes?“
Autor Wulf: „Genau so isses! Von allem etwas: ein Viertele Erotik, ein Viertele Kulinarisches, ein Viertele Heimat und Krimi plus noch ein Viertele Satire ergeben die Mischung dieses Buches, es geht also darin um völlige uninteressante Sachen wie Essen, Trinken, Vögeln und Tod, kurz um das Leben.“
Redakteur Wulf: „Über 400 kleingedruckte Seiten über solche Themen? Die noch dazu in Stuttgart und Umgebung spielen? Wer soll das denn lesen?“
Autor Wulf: „In diesem Falle lohnt es sich wirklich mal, das Kleingedruckte zu lesen, (Autor lacht), aber Scherz beiseite: bei einer größeren Schrift hätte das Buch leicht über 500 Seiten, wäre damit zu schwer für die 500g-Grenze der Post bei Büchersendungen und überhaupt, wer will denn schon Bücher über 500 Seiten, außer sie sind von Schätzing?“
Redakteur Wulf: „Das Cover mit dem verdrehten Steinziegenkopf finde ich seltsam um nicht zu sagen blöd, entschuldigen Sie meine direkte Wortwahl.“
Autor Wulf: „Kein Problem, so kenne ich Sie, habe nichts anderes erwartet, na ja, das ist halt der Schädel eines dämonischen Gargoyls vom Ulmer Münster, also einer von den Wasserspeiern, die neben der praktischen Funktion des Wasserableitens von der Fassade und der Einschüchterung der Gläubigen offiziell die bösen Mächte fernhalten sollten von dem Haus der Kirche und seinen Besuchern, der gehörnte Bock als Symbol des Teufels, der Sünden der Menschen und damit meine ich nicht ausschließlich die im kirchlichen Sinne …“
Redakteur Wulf: „… darf ich da gleich einhaken? es ist also in gewissem Sinne ein satanistisches Werk?“
Autor Wulf: „Für viele auf jeden Fall! Aber es ist auch ein gewissermaßen hochreligiöses Werk, ein Manifest der Menschheit, ein Appell an das Gute in uns allen, deutlich gemacht durch das Beschwören des Bösen, alte Schamanentechnik, funktioniert immer noch hervorragend, auch in der Politik.“
Redakteur Wulf: „Interessanter Ansatz, das Narrativ des Schamanentums in der Moderne … ist oder vielmehr sind Kulturtechniken wie Literatur, Theater, Malerei und Musik damit Ausdruck von magischen Traditionen, Versuch der Vermittlung von Mythen aus der Urgeschichte der Menschheit in unsere digitale Welt?“
Autor Wulf: „Eine sehr schöne Frage, selbst erdacht? Genau das ist es, ja, es ist immer noch das gute alte Erzählen am Lagerfeuer mit den ollen Spezialeffekten wie dem Flackern der Flammen, den Schatten an den Höhlenwänden, den Echos der Trommeln, die von ihnen widerhallen, dem Heulen der Wölfe draußen in der finsteren Nacht und deren Wirkung auf das Publikum, den staunend offen stehenden Mündern und Augen des Stammes … aber wir schweifen ab. Sie wollten doch sicher wissen, ob ich das alles selbst erlebt habe, ob das Werk also autobiografisch ist oder?“
Redakteur Wulf: “ Das wäre meine nächste Frage gewesen, woher wissen Sie das? So langsam werden Sie mir unheimlich, auch diese nachgeradezu absurde Idee, sich selbst zu interviewen, das ist doch nicht normal.“
Autor Wulf: „Normal sicher nicht, aber wenn es sonst keiner tut, was will man machen. Kein Kollege von Ihnen hat sich bisher mit dem Buch befassen wollen, wahrscheinlich weil ich keine Anzeigen schalte, wie die Verlage all der anderen Bücher und Autoren, die tagtäglich in den Blättern vorgestellt werden. Aber nichstdestowenigertrotz oder wie dem auch sei, um auf meine, beziehungsweise Ihre Frage zurückzukommen, ja das Buch ist nicht nur in allerhöchstem Maße autobiografisch, das Erzählte ist im Gegenteil und darüber hinaus sogar nur die Spitze des Eisberges, was glauben Sie denn? Meinen Sie etwa, ich würde hier fiktive Geschichten erzählen wie die meisten anderen Autoren und Autorinnen? Nein, das sind alles Fakten, Fakten, Fakten, selbstverständlich, was denn sonst, Karl May ist mein Zeuge.“
Redakteur Wulf: „Gut, dann wollen wir das mal so stehen lassen, aber die Kollegenschelte lasse ich Ihnen nicht so durchgehen, wir sind objektiv in unserer Themenauswahl und dem was wir für vorstellungswürdig betrachten, das nur am Rande. Selbstverleger maulen aber auch wirklich gerne herum, erst wollen sie die große Freiheit, keinen Verlag, der ihnen vorschreibt, was sie schreiben sollen und wie das Cover auszusehen hat und dann beschweren sie sich, dass sie nicht beworben und vorgestellt werden, ja da müssen Sie dann schon selbst auch was für tun, Sie Selfpublisher, Sie! Gehen Sie doch zum Beispiel mal auf die Buchläden zu und stellen Sie dort Ihr Buch vor, das wäre doch mal ein Anfang und nicht nur jammern!“
Autor Wulf: „Oh danke für den Hinweis, darauf kam ich auch schon, aber wenn von den fünfzig kontaktierten Inhaber geführten Buchhandlungen in Stuttgart und um Stuttgart und um Stuttgart herum exakt fünfzig nicht einmal antworten, dann scheint das Interesse nicht sonderlich groß zu sein an regionalen Autoren, die nicht von einem Verlag in den Laden gestellt werden.“
Redakteur Wulf: „Vielleicht ist das Buch auch, wie soll ich mich ausdrücken, ich versuch´s mal diplomatisch, vielleicht ist es einfach (Redakteur räuspert sich) … schlecht, wenn ich mir diese Anmerkung erlauben darf.“
Autor Wulf: „Dass ich darauf nicht gekommen bin, das ist es, natürlich, klar, vielen Dank.“
Redakteur Wulf: „Gerne, keine Ursache, vielen Dank für das Gespräch!“
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